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Am Mahnmal „Offenes Haus“ gedachten (v.r.) Dr. Bettina Jäpel und Christoph Vieten, Regionaldirektion Donau-Riss im ZfP, Klinikseelsorgerin Barbara John und Bad Schussenrieds Bürgermeister Achim Deinet aller Opfer von Krieg, Terrorismus, Diskriminierung und Gewaltherrschaft.

Auch in Zeiten der Corona-Pandemie sei es wichtig, am Volkstrauertag der Opfer von Krieg und Gewalt zu gedenken. Darüber waren sich die Regionaldirektion Donau-Riss im ZfP, die Klinikseelsorgerin und Bad Schussenrieds Bürgermeister einig. Sie erinnerten an die Verstorbenen und sprachen mahnende Worte.

Jährlich erinnern das ZfP Südwürttemberg und die Stadt Bad Schussenried am Volkstrauertag an die Opfer von Krieg, Terrorismus, Diskriminierung und Gewaltherrschaft. So fand am Sonntagmorgen im kleinen Rahmen eine Gedenkveranstaltung am Mahnmal „Offenes Haus“ beim Kloster statt.

Bürgermeister Achim Deinet trug an der Gedenkstätte seine Gedanken zur Thematik des Volkstrauertags vor. Er sehe es als richtig an, dass sich dieser von einem eigentlichen Soldatengedenken in Richtung eines Gedenktages gewandelt habe. Er erinnerte an alle Opfer der Weltkriege und an die Mitbürgerinnen und Mitbürger, die von den Nationalsozialisten „auf verwerfliche Weise verfrachtet und systematisch vernichtet wurden“. „Es ist wichtig, auch nach 75 Jahren noch zu gedenken“, befand das Stadtoberhaupt. Frieden fange im Kleinen an und jeder könne dazu beitragen.

Dr. Bettina Jäpel, Regionaldirektorin Donau-Riss im ZfP, sagte: „In dieser herausfordernden Welt müssen wir derzeit äußerlich Distanz wahren. Deshalb ist es umso wichtiger, innerlich eng zusammenzustehen.“ Sie sei froh, dass der Gedenktag gemeinsam mit der Stadt begangen werde, man sei aufeinander angewiesen. „Uns macht es heute fassungslos, wie es psychiatrisch Tätigen vor nicht einmal hundert Jahren möglich war, die ihnen anvertrauten Menschen in den Tod zu schicken“, äußerte sich die Psychiaterin bewegt. Es sei unsere Pflicht, Diskriminierung und Hass entgegenzutreten und psychisch Erkrankten und Menschen mit Behinderungen auf Augenhöhe zu begegnen.

ZfP-Regionaldirektor Christoph Vieten ging in seiner Ansprache auf die Geschichte des Volkstrauertages ein, der als Erinnerung an gefallene Soldaten eingeführt wurde. Allein im 1. Weltkrieg  kamen 191 Schussenrieder Männer zu Tode, beide Weltkriege forderten viele weitere Opfer. „Die Nationalsozialisten münzten den Volkstrauertag für ihre Zwecke um“, berichtete Vieten. Umso bedeutender sei der Gedenktag in seiner heutigen Funktion. „Es ist unsere Aufgabe, das Weltgeschehen mit wachsamen Augen zu betrachten und in die richtige Richtung zu lenken“, bekräftigte der Regionaldirektor. Der Schutz von Minderheiten habe eine immense Bedeutung.

Danach folgten Momente der Besinnung und Gebet mit Klinikseelsorgerin Pastoralreferentin Barbara John. Sie erinnerte an die Opfer von Gewaltherrschaften und besonders an die Toten aus der Heil- und Pflegeanstalt, „die in dunkelster Zeit Opfer einer Ideologie geworden sind“. Ihre Lebensgeschichten müssten aufbewahrt werden. Die Klinikseelsorgerin betete auch für die Menschen, die sich zerrissen fühlen und durch ihre Erkrankung ausgegrenzt werden. „Wir werden uns unserer Verantwortung bewusst und müssen einstehen für die wehrlosen und ungeschützten Menschen unserer Zeit“, forderte Pastoralreferentin John. Anschließend lud sie zum gemeinsamen Gebet ein.

Für alle Verstorbenen wurde ein Gedenkkranz niedergelegt. Die Bürgerinnen und Bürger von Bad Schussenried wurden in den Sonntagsgottesdiensten dazu eingeladen, im Privaten am Mahnmal der Toten zu gedenken.

i: Im Rahmen der sogenannten „Euthanasie-Aktion T4“ wurden zwischen Juni und Oktober 1940 mehr als 600 Patient*innen der damaligen Schussenrieder Heil- und Pflegeanstalt von den Nationalsozialisten in die Tötungsanstalt Grafeneck deportiert und dort getötet. Rund 300 000 kranke und behinderte Menschen wurden zwischen 1939 und 1945 in Deutschland ermordet.




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