Große Ehre für Martha Wahl: Die Fachärztin für Psychiatrie wurde mit dem Landesorden ausgezeichnet. Ministerpräsident Winfried Kretschmann überreichte die hohe Ehrung im Rahmen einer feierlichen Zeremonie im Barockschloss Mannheim.
Mit der Auszeichnung würdigt das Land Baden-Württemberg Martha Wahls herausragendes ehrenamtliches Engagement für Angehörige von Menschen, die durch Suizid aus dem Leben geschieden sind. „Jede Gesellschaft braucht Menschen, die mehr als ihre Pflicht tun“, sagte Ministerpräsident Kretschmann bei der Verleihung. „Menschen, die sich einsetzen und ihre Fähigkeiten einbringen, um etwas voranzutreiben.“
Wahl, die seit 1990 im ZfP Südwürttemberg beschäftigt ist, weiß aus eigener, schmerzlicher Erfahrung, was es bedeutet, einen geliebten Menschen durch Suizid zu verlieren. 2011 gründete sie gemeinsam mit einer weiteren Betroffenen die AGUS-Selbsthilfegruppe in Biberach – als Teil des bundesweiten Vereins AGUS e.V. (Angehörige um Suizid), dessen Vorstandschaft sie heute angehört. Als langjährige Leiterin der Gruppe bietet sie Hinterbliebenen Raum für Austausch, Trauerbewältigung und gegenseitige Unterstützung. Dabei bringt sie sowohl ihre fachliche Expertise als Psychiaterin als auch ihre persönliche Betroffenheit ein – mit großer menschlicher Wärme und Sensibilität.
„In unserer Gesellschaft ist das Thema Suizid immer noch stark tabuisiert. Angehörige sind oft mit Schuldgefühlen, Sprachlosigkeit und sozialem Rückzug konfrontiert“, erklärt Wahl. „Mein Ziel ist es, diesen Menschen beizustehen, das Schweigen zu brechen und einen offenen Umgang mit dem Thema zu fördern.“ Ihr unermüdlicher Einsatz für Aufklärung, Enttabuisierung und Suizidprävention geht weit über die Selbsthilfegruppe hinaus: Die Begleitung Angehöriger nach Suizid ist für die Fachärztin ein Lebensthema geworden. So ist Wahl mittlerweile in mehreren offiziellen Gremien engagiert, ist in der Kontaktstelle Trauer des katholischen Dekanats Biberach aktiv und setzt sich als Mitglied von NaSPro, dem Nationalen Suizidpräventionsprogramm, für den Austausch und die Wissensvermittlung zu Suizid, Suizidalität und Postvention ein.
Die Regionaldirektion Donau-Riss im ZfP Südwürttemberg gratulierte Martha Wahl herzlich zu dieser verdienten Auszeichnung: „Wir sind stolz, mit Frau Wahl eine so engagierte und empathische Kollegin in unseren Reihen zu haben“, so die Ärztliche Direktorin Dr. Bettina Jäpel. „Ihre Arbeit an der Schnittstelle zwischen Klinik und Ehrenamt zeigt beispielhaft, wie psychiatrische Versorgung und gesellschaftliche Verantwortung Hand in Hand gehen.“
Hintergrund:
Der Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg wird seit 1974 an Persönlichkeiten verliehen, die sich in besonderer Weise um das Land und seine Menschen verdient gemacht haben. Die Zahl der Ordensträger ist auf insgesamt 1.000 lebende Personen begrenzt.
Weitere Informationen zur Arbeit von AGUS e.V. unter: www.agus-selbsthilfe.de