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Erinnern, aufklären, mahnen: Wanderausstellung eröffnet /

Zwei Personen stehen neben einem Informationsbanner zur Wanderausstellung 'Psychiatrie und Nationalsozialismus im deutschen Südwesten 1933-1945'. Das Banner zeigt historische Fotos und Text.

PP.rt-Geschäftsführer Prof. Dr. Gerhard Längle und Historiker Dr. Bernd Reichelt bei der öffentlichen Einführung in die Ausstellung „Psychiatrie und Nationalsozialismus im deutschen Südwesten“.

Mit einer gut besuchten Veranstaltung ist am 16. September im Ambulanz- und Tagesklinikzentrum EchTAZ die Wanderausstellung „Psychiatrie und Nationalsozialismus im deutschen Südwesten“ eröffnet worden. Noch bis zum 28. Oktober haben Besucher:innen die Möglichkeit, sich mit der Entwicklung der Psychiatrie im Nationalsozialismus und der Situation psychisch erkrankter Menschen in dieser Zeit auseinanderzusetzen.

Die Ausstellung, die vom Forschungsbereich Geschichte der Medizin des ZfP Südwürttemberg entwickelt und über EU-Gelder im Rahmen des LEADER-Projektes Mittlere Alb gefördert wurde, veranschaulicht am Beispiel der Klinik Zwiefalten die Entwicklungen zwischen 1933 und 1945. Sie wurde bereits an mehreren Orten in Baden-Württemberg gezeigt und macht nun erstmals in Reutlingen Station. Ziel ist es, das Bewusstsein für die Folgen von Stigmatisierung und menschenverachtenden Ideologien zu schärfen und die Auseinandersetzung mit diesem dunklen Kapitel der Geschichte wachzuhalten.

Eröffnung mit deutlichen Worten

In seiner Begrüßungsrede betonte Professor Dr. Gerhard Längle, Geschäftsführer der PP.rt Reutlingen und Regionaldirektor im ZfP, die besondere historische Verantwortung der beiden traditionsreichen Einrichtungen in der Region. „Das ZfP Südwürttemberg mit dem Standort Zwiefalten und inzwischen auch die PP.rt Reutlingen stehen seit vielen Jahren für die Versorgung psychisch erkrankter Menschen. Diese Versorgung muss immer von der Reflexion begleitet sein, was in der Vergangenheit geschehen ist“, sagte Längle. „Wir leben in einer Zeit, in der es wichtig ist, Haltung zu zeigen – gegen Nationalsozialismus, Fremdenfeindlichkeit und menschenunwürdige Verhältnisse. Als Tochtereinrichtung des ZfP fühlen wir uns eng verbunden und sehen es als unsere Aufgabe, aus der Geschichte zu lernen und dafür einzutreten, dass sich solche Ereignisse niemals wiederholen.“

Auch Dr. Bernd Reichelt vom Forschungsbereich Geschichte der Medizin des ZfP Südwürttemberg, der die Ausstellung mitkonzipiert hat, unterstrich die Bedeutung der lokalen Perspektive: „Nationalsozialismus hat nicht nur in den großen Städten stattgefunden – er hat auch vor der eigenen Haustür gewütet.“ Reutlingen habe eine besondere historische Rolle gespielt: „Das damalige Staatliche Gesundheitsamt war hier unter anderem damit betraut, die Bevölkerung nach sogenannten „Erbkrankheiten“ zu durchforsten und Zwangssterilisationen vorzubereiten. Auch aus Einrichtungen wie der Landesfürsorgeanstalt Rappertshofen, die auch Abteilungen für psychisch kranke Menschen bereit hielt, fuhren die Grauen Busse in die Tötungsanstalten.“ 

Geschichte begreifbar machen
Die Ausstellung zeigt diese historischen Zusammenhänge anhand von persönlichen Geschichten, Orten und Dokumenten. Sie soll nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch emotionale Zugänge schaffen – insbesondere für junge Menschen. „Geschichte begreifen wir am besten durch die Auseinandersetzung mit dem, was vor Ort geschehen ist“, so Reichelt. Der Forschungsbereich betreut regelmäßig Anfragen von Angehörigen, deren Familienmitglieder im Rahmen der nationalsozialistischen Euthanasieaktionen ermordet wurden, und organisiert Gedenkfeiern.

Nach der offiziellen Eröffnung folgte eine Führung durch die Ausstellung, bei der die einzelnen Themen und historischen Stationen erläutert wurden. Bis Mitte 2026 wird die Wanderausstellung noch weitere Stationen in Baden-Württemberg ansteuern, unter anderem in Bad Schussenried und Konstanz.

i: Die Ausstellung „Psychiatrie und Nationalsozialismus im deutschen Südwesten“ ist noch bis zum 28. Oktober im EchTAZ, Lindachstraße 43 in Reutlingen, zu sehen. Der Eintritt ist frei. 




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