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Zwiefaltens Bürgermeisterin Alexandra Hepp und ZfP-Regionaldirektor Prof. Dr. Gerhard Längle legten gemeinsam den Kranz nieder.

ZWIEFALTEN - Gedenken von überall aus ermöglichte die digitale Variante der Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus. Fotos von der Kranzniederlegung, verschriftliche Gedanken, Musik sowie die Bilder von einer Mitmachaktion wurden auf der ZfP-Website bereitgestellt.

Nur wenige Kilometer von Zwiefalten entfernt – in Grafeneck – wurden in der Zeit des Nationalsozialismus über 10.654 Menschen ermordet. Auch aus der staatlichen Heilanstalt Zwiefalten wurden mehr als 1500 psychisch Erkrankte dorthin deportiert. Sie galten als „unwertes Leben“. „Menschen und Gesellschaften sind zu unglaublicher Grausamkeit in der Lage. Dies haben wir aus der Zeit des Nationalsozialismus gelernt“, teilten die Regionaldirektoren des ZfP Alb-Neckar, Prof. Dr. Gerhard Längle und Dieter Haug am Gedenktag in schriftlicher Form mit. Denn das ZfP Südwürttemberg ging bei den diesjährigen Gedenkfeiern einen neuen Weg. Anstatt die Veranstaltungen in gewohnter Weise durchzuführen, wurde dem Erinnern online Raum gegeben. Fotos von der Kranzniederlegung, verschriftliche Gedanken, Musik, Broschüren sowie die Bilder-Präsentation einer Mitmachaktion wurden auf der ZfP-Website bereitgestellt.

„Das Motto unseres Gedenktages „Gedenken überall“ ruft uns nicht nur zum Zurückschauen und Nachdenken auf, sondern zum Handeln, zum tätigen Erinnern, zum Verhindern der Verächtlichmachung von Menschen hier, jetzt und heute“, appellierten die ZfP-Regionaldirektoren. Zwiefaltens Bürgermeisterin Alexandra Hepp verdeutlichte, wie wichtig Vielfalt und Akzeptanz in der Gesellschaft sind: „Die Natur ist nicht perfekt. Und genau das macht ihre Schönheit aus. Wie eintönig wären unsere Wälder, wenn jeder Stamm, jeder Ast, jedes Blatt gleich gestaltet wäre. Wie arm wären unsere Blumenwiesen trügen alle Knospen dasselbe Grau in Grau. Gleichschaltung ist widernatürlich. Erst die Vielfalt macht das Leben aus.“ Das ZfP in Zwiefalten beschrieb sie abschließend als eine moderne, menschenwürdige Einrichtung, in denen Menschen mit psychischen Erkrankungen verstanden, betreut und nach ihren Fähigkeiten gefördert werden.

Für die Kranzniederlegung im kleinen Kreis kamen auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof zusammen: Alexandra Hepp, Prof. Dr. Gerhard Längle, Dieter Haug, Dr. Bernd Reichelt vom Forschungsbereich Geschichte der Medizin im ZfP Südwürttemberg, Hubertus-Jörg Riedlinger vom Geschichtsverein Zwiefalten sowie ZfP-Klinikseelsorgerin Hildegard Jakob. Letztere sprach ein Gebet: „Ganz besonders denken wir an all die Patientinnen und Patienten, die hier in Zwiefalten untergebracht waren und statt liebevoller Pflege einen grauenhaften Tod in Grafeneck gefunden haben. [...] Gott, mit Hoffnung und Vertrauen legen wir dir all diese Menschen ans Herz.“

Im Vorfeld des Gedenktags - unter dem Motto „Gedenken überall“ - hatte Organisator Dr. Bernd Reichelt zu einer Mitmachaktion aufgerufen. Mittels eines Fotos hatte jeder und jede die Gelegenheit, die ganz eigenen Gedanken zum Gedenken zu Papier zu bringen und in die Kamera zu halten. Dutzende Menschen nahmen teil. Reichelt resümiert: „Wir bekamen Fotos von Kolleg*innen, aus ihren Büros und aus dem Homeoffice. Patient*innen und Klient*innen diskutierten die Aktion und beteiligten sich. Auch die Schüler*innen der zehnten Klasse der Münsterschule waren dabei, ebenso wie Bürger*innen aus Zwiefalten und Angehörige von Euthanasie-Opfern, die sich freuten, am digitalen Gedenken Anteil zu nehmen.“ So entstand auch ohne die diesjährige persönliche Begegnung ein gemeinsames Gedenken – von überall aus.


i Ein Gemeinschaftsprojekt des ZfP Südwürttemberg: Das Drama „T4. Ophelias Garten“ von Pietro Floridia ist 2016 im Verlag Psychiatrie und Geschichte erstmals auf Deutsch erschienen; veröffentlicht in Zwiefalten. Uraufgeführt wurde das Stück in seiner deutschsprachigen Fassung im Januar 2020 am ZfP-Standort Bad Schussenried. Für das Online-Angebot am Gedenktag und zur Verwendung in Schulklassen hat das ZfP am Standort Weissenau es aufwändig und professionell aufzeichnen lassen. Das Video ist auch weiterhin über den YouTube-Kanal des ZfP abrufbar.




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