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„In der Luft dem Göttlichen ganz nah“ /

Dr. Ulrich Mack hat sich in seinem Buch mit einem bislang eher hintergründigen Thema für den „Ikarus von Lautertal“ auseinandergesetzt.

Gustav Mesmer ist vor allem als Flugradbauer und Erfinder bekannt. Welche Bedeutung Mesmers religiöses Suchen und Denken für sein Leben hatte, zeigt Dr. Ulrich Mack in seinem Buch auf. Dieses stellte er nun auch in Zwiefalten vor.

Dr. Ulrich Mack, Patientenfürsprecher für den Landkreis Biberach und langjähriger Klinikseelsorger im ZfP Südwürttemberg, hat sich in seinem Buch „Flugradbauer – Privatmönch – Visionär. Gustav Mesmer, sein religiöses Suchen und Denken“ mit einem bislang eher hintergründigen Thema für den „Ikarus von Lautertal“ auseinandergesetzt. Dabei spielten Glaubensfragen in Gustav Mesmers Leben eine wichtige Rolle. „Mesmer verstand sein Leben und Werken als Gottesdienst“, verdeutlichte Mack bei seiner Buchvorstellung im ZfP in Zwiefalten.

„Die Motivation für seine theologischen Auseinandersetzungen war sein Kämpfen um die Würde des eigenen Menschseins“, erklärte Mack. Ausgegrenzt durch seine als Schande empfundene psychiatrische Erkrankung und der Einweisung in die „Irrenanstalt“ Bad Schussenried, suchte Mesmer hier seine persönliche Freiheit und Anerkennung sowie Vergebung. Mit einer hohen Hingabe und Ausdauer habe er seinen individuellen Glauben erarbeitet.

„Es war der Aufbruch zu einer eigenen Glaubensform“, berichtete Mack. Seine Überlegungen schrieb Mesmer nieder. Mack entzifferte die Aufzeichnungen für seine Recherchen. Dies war keine leichte Aufgabe, denn Mesmer schrieb im oberschwäbischen Dialekt. Zudem hatte es Mack mit vielen Wortschöpfungen sowie einem ungeordneten Denkfluss zu tun. In seinem Buch finden sich nun 23 der entzifferten Originaltexte. Viele Texte hatte Mesmer auch mit Bildern illustriert. „Es sind ganz eigene Bilder, mit denen er biblische Geschichten noch einmal neu interpretiert hat.“ Seine Überlegungen waren überwiegend handwerklich-technisch orientiert. So zeichnete Mesmer unter anderem einen „Welt-Schraub-Düsen-Omnibus“, mit dem er sich die Verteilung der Menschen nach der Auferstehung erklärte. Er erfand auch eine Apparatur, die seiner Meinung nach die Himmelfahrt ermöglichte. „Der Traum vom Fliegen ist bei Mesmer religiös motiviert“, erklärte Mack. Für Mesmer stand fest: „In der Luft ist man dem Göttlichen ganz nah.“

Das ZfP Südwürttemberg unterstützte das Buchprojekt, das im hauseigenen Verlag „Psychiatrie und Geschichte“ erschienen ist. Mesmer ist als ehemaliger Patient eng mit dem Unternehmen verbunden. 1929 wurde er mit der Diagnose „Schizophrenie und Erfinderwahn“ in Bad Schussenried eingewiesen, von 1949 bis 1964 war er Patient in Weissenau. Prof. Dr. Thomas Müller und Dr. Bernd Reichelt vom Forschungsbereich Geschichte und Medizin des ZfP Südwürttemberg kündigten Mack bei der Lesung an und wiesen auf die Ausstellung „Eine Begegnung mit Gustav Mesmer. Fotos von Nicole Becker“ hin, die noch bis zum 19. Mai im Verwaltungsbau des ZfP in Zwiefalten, zu sehen ist. Müller und Reichelt zeichnen für die Buchvorstellung, den Verlag „Psychiatrie und Geschichte“ sowie für die Fotoausstellung verantwortlich. Müller betonte: „Die Bilder sind über Jahrzehnte verschwunden gewesen. In Baden-Württemberg wurden sie im ZfP zum ersten Mal gezeigt.“

Die Fotoausstellung „Eine Begegnung mit Gustav Mesmer. Fotos von Nicole Becker“ im Verwaltungsgebäude des ZfP in Zwiefalten ist noch bis zum 19. Mai zu sehen. Montag-Freitag, 9-17 Uhr.

Das Buch „Flugradbauer – Privatmönch – Visionär. Gustav Mesmer, sein religiöses Suchen und Denken“ ist im Handel erhältlich oder kann direkt beim Verlag „Psychiatrie und Geschichte“ per E-Mail (zwiefalten.bibliothek(at)zfp-zentrum.de) bestellt werden. ISBN 978-3-931200-23-7, Preis: 17,90 Euro.




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